PC-Arbeit im Unterricht mit sehbehinderten und blinden Schülern

 

Sehbehinderte und blinde Kinder haben es schwer im Unterricht der Regelschule. Die mündliche Beteiligung ist ihnen genauso möglich wie ihren normalsichtigen Mitschülern, aber sobald Texte gelesen oder geschrieben werden müssen, sind sie benachteiligt, denn erschwertes Sehen ist ein Zeitproblem.


Als sehbehindert gilt jemand mit einer Sehschärfe von 30% oder weniger (Mindestwerte für die Sehschärfe: Fahrplan – 80 %, Telefonbuch – 70 %, Zeitungsdruck – 50 %, Orientierung im Freien – 10 %). Die gesetzliche Blindheit beginnt ab einem Visus von 2 % oder bei besserem Visus mit zusätzlichen weiteren erheblichen Einschränkungen. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sehbehinderten Arbeitsplatz in der Schule - das Tafelbild wird per Kamera auf den Bildschirm übertragen.

 

 

Da die visuellen Anforderungen des Unterrichts ab Klasse 5 kontinuierlich ansteigen werden (Druckgröße und Umfang des zu bearbeitenden Textmaterials) und sich das Arbeitstempo deutlich erhöhen wird, beginnen die Kinder meist bereits in der Grundschule mit dem Tastschreibtraining am PC.

Folgende Gründe sprechen für die Verwendung des PC:

 

·        Die Lesbarkeit der selbstverfassten Texte ist optimal.

·        Es besteht die Option, digitale Schulbücher zu verwenden und auch hier Unterlagen in

         optimaler Lesbarkeit zu erhalten.

·        Durch Kombination mit einer Kamera können bei sehbehinderten Schülern sowohl das

         Tafelbild als auch Arbeitsunterlagen vergrößert auf den Monitor projiziert und entweder direkt

         durch Mitschrift in Word oder durch das Einfrieren als Bilddatei verarbeitet werden.

·        Lange Texte können durch die Vorlesesoftware akustisch wiedergegeben werden, um die

         Augen zu schonen.

·        Die Verwendung digitalisierter Arbeitsblätter ist für Blinde zwingend notwendig, für

         Sehbehinderte sehr wünschenswert, da je nach Kopiervorlage häufig schon bei einer

         benötigten Schriftgröße von 16 Punkten eine Vergrößerung auf DIN A3 gar nicht mehr

         erreicht wird.

 

Auf Grund der Mobilität werden in der Schule meistens Notebooks verwendet. Diese sind bei blinden Schülern mit einer Braillezeile und einer Vorlesesoftware ausgestattet, bei sehbehinderten oft mit einer Vergrößerungs- /Sprachausgabensoftware und einer externen Tafelkamera. Die blinden Schüler bedienen ihr Notebook ausschließlich mit der Tastatur und können auch noch die Braillezeile zu Hilfe nehmen.

         Laptop mit Braillezeile                                            Blinde Schülerin am Laptop mit Braillezeile

 

Auch für die sehbehinderten Schüler ist es von unschätzbarem Vorteil, Tastenbefehle zu benutzen, weil sie damit den schnelleren und auch den sicheren Weg gehen (einmal „versehen“ beim Drag-and-Drop-Verfahren und schon ist eine Datei in den Tiefen des PC verschwunden).

 

Die Beherrschung des richtigen Fingersatzes beim Tastschreiben, eine Geläufigkeit, die zumindest mit dem handschriftlichen Schreiben konkurrieren kann und Grundkenntnisse von Tastenbefehlen sind Voraussetzungen, die geschaffen werden müssen, bevor ein PC-System für einen blinden oder sehbehinderten Schüler angeschafft wird.

 

Aus diesem Grund gibt es zunehmend mehr sehgeschädigte Kinder und Jugendliche, welche die professionelle Unterstützung beim Tastschreiben im Stenografenbund suchen. Mit Hilfe von Diktiergeräten, samt zusätzlichen Fußpedalen, die durch eine großzügige Spende der Fa. Grundig erworben werden konnten, wird seit kurzem im Oldenburger Stenografenbund ein neuer Weg beschritten, um die Monitorarbeit beim Tastschreibtraining abzulösen. Für die blinden Schüler werden somit deutlich größere Möglichkeiten geschaffen, an Wettbewerben teilzunehmen.

 

Ute Wild, Silke Behrens